Bandscheibenvorfall konservativ behandeln

Bandscheibenvorfall konservativ behandeln

Blogbeitrag von OTMP • 12.09.2022

Bandscheibenvorfall – bei diesem Wort denken Sie wahrscheinlich an starke Rückenschmerzen, Gefühlsstörungen und Lähmungserscheinungen in den Armen oder Beinen. Doch ein solcher Prolaps kann auch nur mit leichten Beschwerden einhergehen. Oft ist sogar keine Operation nötig und der Bandscheibenvorfall lässt sich konservativ behandeln. Wie wir Ihnen bei diesem Befund in unserer Privatpraxis für Osteopathie, Training und Physiotherapie in München helfen können, erklären wir Ihnen in diesem Beitrag.


Was sind Bandscheiben?

Die Bandscheiben fungieren als eine Art Stoßdämpfer. In ihrer Form sind sie flexibel und ermöglichen der Wirbelsäule Bewegungen in fast alle Richtungen. Dazu befindet sich zwischen jeweils zwei Wirbeln der Wirbelsäule eine Bandscheibe. Nur zwischen dem ersten und zweiten Halswirbel sowie zwischen dem Hinterhauptsbein als Teil des Schädels und dem ersten Halswirbel gibt es keine.

Jede Bandscheibe besteht aus einem äußeren Faserring (Anulus fibrosus) und einem inneren Gallertkern (Nucleus pulposus). Der äußere Faserring besteht aus einzelnen Knorpelzellen (Faserknorpel; entspricht der Struktur des straffen Bindegewebes). Sie sind von einem Hof aus Knorpelgrundsubstanz umgeben und liegen zwischen Bündeln kollagener Fasern. Die Haupteigenschaft ist eine hohe Zugfestigkeit.
Der innere Gallertkern ist weich und flexibel. Dadurch kann er bei einer Biegung der Wirbelsäule zu der gedehnten Seite hin ausweichen.

Die Bandscheiben sind jeweils durch eine Knorpelschicht an den Endflächen des darüber und darunter liegenden Wirbelkörpers befestigt. Sie sehen keilförmig aus, weil sie sich an die physiologische Krümmung der Wirbelsäule anpassen.

Was ist ein Bandscheibenvorfall?

Bei einem Bandscheibenvorfall tritt der weiche Gallertkern aus der Bandscheibe hervor, weil der Faserring beschädigt oder instabil ist. In manchen Fällen kann er sogar durch den Ring treten. Tritt der Kern aus der Bandscheibe aus, kann er das Rückenmark und die aus den Wirbeln austretenden Spinalnerven zusammendrücken. Dies kann Schmerzen und Funktionsstörungen des Rückenmarks bzw. neurologische Erscheinungen bedingen. Ein Bandscheibenvorfall kann brennende Schmerzen, Kribbeln oder ein Gefühl von Ameisenlaufen in den Armen und Beinen, Taubheitsgefühle oder sogar Lähmungen der Extremitäten auslösen. Manche Patientinnen und Patienten haben aber auch einen Bandscheibenvorfall, ohne auffallende Symptome zu verspüren.

Sollten sich Teile des Gallertkerns ablösen und in den Wirbelkanal rutschen, spricht man von einem sequestrierten Bandscheibenvorfall.

Was ist der Unterschied zwischen Bandscheibenvorfall und Bandscheibenvorwölbung?

Wichtig für die Behandlung ist, einen Bandscheibenvorfall (Prolaps) von einer Bandscheibenvorwölbung (Diskusprotrusion) zu unterscheiden. Ist Letzteres der Fall, dann verlagert sich das innere Bandscheibengewebe nach außen – jedoch ohne dass der Faserring zerreißt. Dabei können ähnliche Symptome wie bei einem Prolaps auftreten: Schmerzen und Empfindungsstörungen. Ein typisches Beispiel ist der Hexenschuss (Lumbago), der mit akut einschießenden, heftigen Schmerzen im Lendenwirbelbereich einhergeht.

Bandscheibenvorfall konservativ behandeln: oft keine OP nötig

Viele Patientinnen und Patienten, die einen Bandscheibenvorfall erleiden, haben Sorge, dass sie deswegen operiert werden müssen. Doch das ist nicht zwangsläufig notwendig! In den meisten Fällen ist es sinnvoll, den Bandscheibenvorfall zunächst konservativ zu behandeln. Eine OP ist oft erst dann notwendig, wenn die konservative Behandlung nicht den gewünschten Erfolg bringt – oder wenn der Prolaps Lähmungserscheinungen hervorruft, die Beschwerden sich schnell verschlechtern oder Symptome wie eine Blasen- und Stuhlinkontinenz auftreten.

Die konservative Therapie setzt sich aus zwei Pfeilern zusammen: der Schmerztherapie und der Normalisierung der Rückenmuskulatur.

Bandscheibenvorfall konservativ behandeln: Linderung der Schmerzen mit Medikamenten und Wärme

Das oberste Behandlungsziel ist zunächst, eine Linderung der Schmerzen zu erzielen. Sie sollen sich wieder möglichst ohne Beschwerden bewegen können. Dazu verschreibt Ihnen Ihre behandelnde Ärztin oder Ihr behandelnder Arzt zunächst schmerz- und entzündungshemmende Medikamente. Dies soll verhindern, dass Sie vor Schmerzen eine Schonhaltung einnehmen, die die Rückenmuskulatur zusätzlich verspannt und die Schmerzen verschlimmern kann. Es ist auch möglich, betäubende Medikamente oder Kortison per Injektion zu verabreichen. Bei der konservativen Behandlung eines Bandscheibenvorfalls hat sich auch Wärme bewährt. Sie regt die Durchblutung der Haut an und kann dazu beitragen, die versteifte Rückenmuskulatur zu lockern. Empfehlenswert sind z. B. Fango- und Moorpackungen, Wärmflaschen, Wärmepflaster oder auch Rotlicht.

Bandscheibenvorfall konservativ behandeln: Normalisierung der Rückenmuskulatur mit Physiotherapie und Bewegung

Weiterhin ist es wichtig, Physiotherapie mit in die Behandlung einzubringen. In der Akutphase, wenn der Schmerz noch stark ist, finden wir gemeinsam Positionen und Techniken, die Ihren Schmerz lindern. Oft kann es bereits angenehm sein, den Rücken an der richtigen Stelle mit einem Tuch zu unterlegen und so die Wirbelsäule zu entlasten.

Unterstützend können wir Ihnen auch mit einer sanften manuellen Therapie bzw. Massagen helfen – hierbei üben wir leichten Druck auf die Wirbelsäule im schmerzfreien Bereich aus. Dies kann den Stoffwechsel im betroffenen Gebiet aktivieren. Schadstoffe werden dadurch verstärkt abtransportiert und frische Nährstoffe zugeführt. Aktive Übungen, wie z. B. in Seitenlage oder im Sitzen das Becken vor- und zurückzukippen, können ebenfalls hilfreich sein. Zudem beraten wir Sie in unserer Praxis in München, wie Sie Ihren Rücken richtig be- und entlasten. Sie dürfen sich ruhig bewegen, jedoch sollten Sie hohe Druckbelastungen auf die Bandscheiben vermeiden.

Haben wir die extremen Schmerzen unter Kontrolle, analysieren wir, in welchem Bereich Ihre Muskulatur besonders geschwächt oder verspannt ist. Das ist wichtig, denn wenn manche Muskeln zu viel und andere zu wenig Spannung haben, kann ein muskuläres Ungleichgewicht eintreten. Die Muskulatur kann den Rücken nicht in allen Situationen angebracht stabilisieren. Die einzelnen Wirbelgelenke können so ihre Arbeit nicht mehr optimal ausführen. Wir lockern Ihre Muskulatur, machen Ihre Wirbelgelenke wieder beweglicher und stärken Ihre geschwächte Muskulatur. Zudem bauen wir Ihre Rumpfmuskulatur wieder auf.

Neben der Physiotherapie und manuellen Therapie, die wir Ihnen in unserer Praxis in München anbieten, kann auch die Medizinische Trainingstherapie (MTT) hilfreich sein. Mithilfe von gezieltem körperlichen Training, das wir an Ihre Bandscheiben-Situation anpassen, können Sie die Leistungsfähigkeit Ihres Bewegungsapparates verbessern. Die MTT nutzt Methoden und Verfahren aus dem sportlichen Trainingsbereich. Sie lernen unter unserer physiotherapeutischen Anleitung Übungen, mit denen Sie nach dem Bandscheibenvorfall wieder erste Bewegungen ausführen können. Das Training findet z. B. an speziellen Kraftgeräten statt.

Bandscheibenvorfall konservativ behandeln bei OTMP in München

Bei einem Bandscheibenvorfall handelt es sich um eine strukturelle Verletzung, auf die der Körper mit Wundheilung reagiert. Es kann bis zu einem Jahr dauern, den Bandscheibenvorfall zu heilen. Wir von OTMP in München helfen Ihnen dabei, nach einem Prolaps wieder fit zu werden. Simon Mantz, Ana Paula Mantz und Gregor Piehler sind gerne für Sie da. Kontaktieren Sie uns einfach, um einen Termin bei uns zu vereinbaren!


Bild: © microgen / elements.envato.com

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In unserem Blog veröffentlichen wir regelmäßig News aus den Bereichen Osteopathie, Training und Physiotherapie. Hier finden Sie ausgewählte Beiträge, die im Hinblick auf Ihre geplante Behandlung von Interesse sein könnten.